Krankenversicherung im Ausland: Was Rentner wissen sollten
Der Traum vom Ruhestand unter Palmen, in den Bergen oder am Mittelmeer wird für viele Wirklichkeit. Doch wer Deutschland verlässt, lässt nicht nur das heimische Wetter hinter sich – auch die Krankenversicherung will gut durchdacht sein. Denn Gesundheit kennt keine Landesgrenzen, die Versicherungsverträge aber schon.
1. Warum Krankenversicherung im Ausland so wichtig ist
Ob eine plötzliche Krankheit, ein Sturz beim Wandern oder eine notwendige Operation, ohne eine ausreichende Krankenversicherung kann der Ruhestand im Ausland schnell teuer werden. In vielen Ländern sind medizinische Leistungen nicht nur kostenpflichtig, sondern auch sehr unterschiedlich in Qualität und Verfügbarkeit. Und die deutsche Krankenkasse zahlt nicht automatisch überall.
Eine Notfallbehandlung kann in Thailand oder den USA schnell mehrere Tausend Euro kosten und hat schon mehr als einen in die Pleite geführt. Und selbst ein kleinerer Klinikaufenthalt inklusive Diagnostik und Medikamenten kann schon das Budget sprengen. Deshalb ist die Wahl der passenden Versicherung essenziell – und das nicht nur fürs gute Gefühl.
2. Gesetzlich oder privat? Was bei Auswanderung gilt
Gesetzlich Versicherte:
Wer in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist und innerhalb der EU oder des EWR (inklusive Schweiz) lebt, kann oft weiterhin in Deutschland versichert bleiben.
Wichtig: Der sogenannte S1-Antrag ermöglicht es, im Ausland medizinische Leistungen über die dortigen Kassen – auf Kosten der deutschen GKV – zu beziehen. Die EHIC (Europäische Krankenversicherungskarte) bietet zusätzlichen Schutz für kurzfristige Aufenthalte.
Diese Regelung funktioniert allerdings nur reibungslos, wenn ausschließlich eine deutsche Rente bezogen wird. Sobald Renteneinkünfte aus dem Ausland hinzukommen, kann sich die Zuständigkeit ändern.
Außerhalb der EU sieht es anders aus: Hier ruht der Versicherungsschutz in der Regel. Eine GKV-Mitgliedschaft kann aufrechterhalten werden, bringt aber keine Leistungen vor Ort. Um weiterhin abgesichert zu sein, müssen Auswanderer eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abschließen.
Privat Versicherte:
Private Krankenversicherungen (PKV) bieten mehr Flexibilität – viele Tarife lassen sich auf internationalen Schutz erweitern. Je nach Anbieter gibt es spezielle Auslandstarife für Ruheständler. Diese umfassen oft auch Leistungen, die über die gesetzliche Versorgung hinausgehen, wie Chefarztbehandlung oder Einzelzimmer im Krankenhaus.
Aber Achtung, mit zunehmendem Alter steigen Beiträge, Gesundheitsfragen führen zu Ausschlüssen und einige Anbieter setzen Altersgrenzen. Zudem kann ein späterer Wechsel zurück in die GKV sehr schwierig bis unmöglich sein.
3. Auslandskrankenversicherung: Die Rettung für den Notfall
Für Langzeitaufenthalte und dauerhaften Wohnsitz im Ausland empfiehlt sich fast immer eine Auslandskrankenversicherung. Diese deckt je nach Tarif ambulante und stationäre Behandlungen ab. Auch Medikamente, Operationen und meistens auch den Rücktransport nach Deutschland sind enthalten oder lassen sich mit einschließen.
Die Auswahl ist groß. Es gibt reine Langzeit-Auslandskrankenversicherungen, internationale PKV-Tarife oder auch sogenannte Expat-Tarife, die speziell für Auswanderer konzipiert wurden. Wichtig ist, die Unterschiede genau zu kennen und zu vergleichen.
Worauf sollte man beim Abschluss achten:
Leistungsumfang: Was genau ist abgedeckt? Auch Zahnbehandlungen? Reha?
Laufzeit: Manche Policen gelten nur für bis zu 1 Jahr.
Selbstbeteiligung: Wie hoch ist der Eigenanteil pro Fall oder Jahr?
Rücktransport: Muss “medizinisch notwendig” oder “medizinisch sinnvoll” sein?
Regionale Gültigkeit: Weltweit oder auf bestimmte Länder begrenzt?
Notfallhotline: Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit im Ernstfall?
Tipp: Anbieter wie BDAE*, Cigna Global* oder Allianz Worldwide Care* haben sich auf Langzeit-Auslandsschutz spezialisiert. Viele dieser Policen sind auch noch im Alter abschließbar.
4. Woher kommt die Rente?
Auch die Herkunft der Rente beeinflusst den Versicherungsschutz. Wer ausschließlich eine deutsche Rente bezieht und in der EU wohnt, bleibt meist in der GKV. Kommt die Rente (auch) aus dem neuen Wohnland, kann sich der Versicherungsträger verlagern.
Beispiel: Wer in Spanien lebt und eine spanische Teilrente erhält, könnte automatisch ins spanische Gesundheitssystem wechseln müssen – mit allen Vor- und Nachteilen. Kommt ja aber zum Glück nicht allzuoft vor.
5. Länderspezifische Unterschiede
Nicht jedes Land hat das gleiche Gesundheitssystem wie Deutschland. In Spanien etwa sind Leistungen über die S1-Regelung oft problemlos, in Thailand oder den USA hingegen braucht es meist eine umfassende Privatversicherung.
Einige Länder verlangen sogar den Nachweis einer Versicherung bei der Aufenthaltsgenehmigung. Also: Nicht nur an Sonnencreme denken, sondern auch an Policen.
Beispiele:
USA: Ohne Versicherung keine Behandlung. Extrem hohe Kosten, auch für Notfälle.
Thailand: Gute medizinische Versorgung, aber alles privat zu zahlen. Rücktransport oft notwendig.
Spanien/Portugal: Über S1 sehr gut abgesichert, aber lange Wartezeiten bei Fachärzten.
Schweiz: Pflicht zur lokalen Krankenversicherung. GKV reicht meist nicht aus.
6. Beiträge, Zuschüsse und die Sache mit der Rückkehr
Beiträge: Auslandspolicen sind oft günstiger als eine PKV in Deutschland, können aber im Alter teurer werden. Beiträge können risikobasiert steigen.
Zuschüsse: Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es einen Rentnerzuschuss zur privaten Krankenversicherung. Diesen gewährt die Rentenversicherung, sofern die Versicherungspflicht nicht mehr besteht.
Rückkehr nach Deutschland: Wer zurückkehrt, möchte vielleicht wieder in die GKV. Das ist nicht immer einfach. Eine sogenannte Anwartschaft kann aber helfen, den Wiedereintritt zu sichern.
Tipp: Wer sich eine Option auf die Rückkehr sichern will, sollte unbedingt vor dem Umzug mit der GKV über eine Anwartschaft sprechen. Diese kann besonders im hohen Alter zur Absicherung beitragen.
7. Krankenversicherung für mitauswandernde Familienangehörige
Wer nicht allein auswandert, sondern mit Partner oder Familie, muss diese ebenfalls absichern. In der GKV sind Ehepartner ohne eigenes Einkommen mitversichert – allerdings nur solange der Hauptversicherte in Deutschland lebt.
Bei der PKV oder einer Auslandskrankenversicherung braucht jede Person ihren eigenen Vertrag. Einige Anbieter bieten Familientarife an, die Beiträge günstiger machen können.
Wichtig: Vorerkrankungen oder chronische Leiden müssen immer angegeben werden. Je nach Anbieter kann das zu Ausschlüssen oder höheren Beiträgen führen.
8. Fazit: Gut versichert, besser entspannt
Der Ruhestand im Ausland ist ein Abenteuer – aber eines, das gut vorbereitet sein will. Die Krankenversicherung ist dabei keine Nebensache, sondern ein zentrales Fundament. Gerade und insbesondere für uns älteres Baujahr, wo es doch schon öfters mal zieht und zwickt. Wer sich frühzeitig informiert, vergleicht und absichert, spart sich im Ernstfall viel Geld und Nerven.
Also: Versicherung checken, Angebote vergleichen, Fragen stellen. Dann steht dem Traum vom Auswandern nichts mehr im Weg.
Ein letzter Tipp: Unbedingt alles schriftlich geben lassen, Fristen beachten und alle Versicherungsunterlagen auch digital abspeichern. Denn egal wo du bist – deine Gesundheit reist mit.
Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und stellt keine rechtliche, steuerliche oder medizinische Beratung dar. Trotz sorgfältiger Recherche kann keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität übernommen werden.
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