Thüringen vs. Galicien - Wo bekommst du mehr Leben für dein Geld?
Hey, schön, dass du da bist – und bevor du denkst, ich hätte den Verstand verloren:
Ja, ich mache hier auf meinem Blog heute mal einen etwas ungewöhnlichen Vergleich. Kein typischer Länder-Guide, kein Auswandererklassiker. Sondern: Thüringen gegen Galicien. Eine Region in Deutschland gegen eine in Spanien. Klingt schräg? Ja, aber vielleicht auch genau deshalb spannend.
Denn mir kam der Gedanke einfach so beim Kaffee. Warum reden eigentlich alle immer nur über die Kanaren, Portugal oder Andalusien – aber niemand über die richtig günstigen und grünen Alternativen? Warum nicht mal vergleichen, wie es sich als Rentner mit eher kleiner Rente in einem deutschen Bundesland leben lässt und wie im äußersten Nordwesten Spaniens?
Klima: Thüringen vs. Galicien
🌳 Thüringen
Weimar. Foto von iapping auf Pixabay
Fangen wir doch mal mit dem Klima an. Das ist eigentlich der erste Faktor, der schon mal passen muss. Niemand will im Sommer Temeraturen wie in der Wüste und im Winter wie in Sibirien. Obwohl man ja sagen muss, dass uns der Klimawandel immer weiter Richtung Wüste marschieren lässt. Aber egal, was erwartet uns jetzt denn bei unseren beiden Kandidaten:
(Regionen wie Suhl, Gera, Weimar – leicht variierend)
Januar: Ø –2 °C bis +2 °C
(in Höhenlagen wie dem Thüringer Wald auch –5 °C und Schnee möglich)Juli: Ø 22 °C bis 26 °C, in heißen Sommern bis 32 °C und punktuell mehr
Sonnenstunden im Jahr: ca. 1.500–1.600
Regen: eher gleichmäßig übers Jahr verteilt, kein mediterraner Sommer
Beachte, dass es sich um Durchschnitttemperaturen handelt. Damit ist es wärmer im Sommer als viele denken – aber Winter mit Frost, Schnee und grauen Tagen sind Standard. Klima = gemäßigt mit kontinentalem Einschlag.
🌊 Galicien
(z. B. Lugo, A Coruña, Pontevedra)
A Coruña. Foto von Josè Sànchez auf Pixabay
Januar: Ø 7–11 °C, Frost selten
Juli: Ø 20–25 °C, meist angenehm kühl am Atlantik, nur selten über 30 °C
Sonnenstunden im Jahr: ca. 1.900–2.200
Regen: viel! Besonders Herbst/Winter, oft tagelanger Nieselregen, üppige Vegetation
Angenehm mild, auch im Hochsommer – aber feucht und wolkig, mit dem typischen Atlantik-Mix aus Licht, Wind und Nebel. Du findest hier definitv kein Spanien-Klischee.
Zwei Lebensmodelle mit kleinem Budget
Machen wir mal den Kosten-Test. Nehmen wir zwei fiktive Haushalte:
Ein Ein-Personen-Haushalt, mit rund 1.500 € im Monat – und ein Paar mit gemeinsam etwa 2.500 €. Keine Luxusrente, aber auch kein Notstand. Vielleicht irgendwo mittendrin. Einfach solide, bodenständig, vorsichtig kalkulierend.
Mit solchen Beträgen kann man in Thüringen erstaunlich gut leben. Vor allem, wenn man bereit ist, aus dem Ballungsraum rauszugehen. Suhl, Gera, Nordhausen – das sind keine hippen Hotspots, aber gerade das macht sie so charmant. Man bekommt dort eine gepflegte Wohnung mit Balkon für 500–600 € warm, ist mit Bus oder Regionalbahn gut angebunden und zahlt keine Apothekenpreise für ein belegtes Brötchen. Alles irgendwie auf dem Boden geblieben.
Und dann gibt’s da Galicien. Wild, grün, oft unterschätzt – und ganz sicher nicht das Spanien, das du von Urlaubsfotos kennst. Eher wenig Palmen, keine Bettenburgen, keine Sangriaeimer. Sondern raues Meer, neblige Hügel, steinerne Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Und weißt du was? Man kann dort ebenfalls richtig günstig leben. Wohnungen kosten nicht viel mehr als in Thüringen. Und wenn du einfache Dinge magst – Fisch, Brot, ein Glas Rotwein – kommst du mit deinem Budget ziemlich weit.
Kosten: Was bekommst du für deine Rente?
Jetzt wird’s spannend. Was kostet das Leben wirklich? Ich bleibe so realistisch wie es geht, für eine ganz normale Wohnung, keine Luxusimmobilie, keine Sozialwohnung - irgendwo mittendrin. Auto habe ich erstmal nicht mitgerechnet. Je nachdem wie ländlich man lebt, benötigt man eines oder bei städtischen Wohnungen nicht unbedingt.
In Thüringen:
🧍 1-Personen-Haushalt (z. B. Suhl, Gera)
Miete (2-Zimmer, warm): ca. 550 €
Lebensmittel: ca. 300 €
Strom & Internet: ca. 120 €
Krankenkasse (gesetzlich, anteilig): ca. 150 €
Gesamtausgaben: rund 1.120 €
Bei 1.500 € Einkommen bleiben etwa 380 € Puffer. Man kann solide leben, muss aber kalkulieren. Rücklagen, Urlaub oder Auto sind nur mit Disziplin drin.
🧑🤝🧑 2-Personen-Haushalt
Miete (3-Zimmer, warm): ca. 700 €
Lebensmittel: ca. 600 € (für beide)
Strom & Internet: ca. 140 €
Krankenkassen: ca. 280 € gesamt
Gesamtausgaben: rund 1.720 €
Bei 2.500 € Einkommen bleiben etwa 780 € frei – deutlich mehr Spielraum für Rücklagen, Hobbys, Reisen, Auto oder einfach Leben.
In Galicien:
🧍 1-Personen-Haushalt
Miete (2-Zimmer, warm): ca. 550 €
Lebensmittel: ca. 250 €
Strom, Gas, Internet: ca. 130 €
Private Krankenversicherung: ca. 100 €
Rücklagen (Flüge, Notfälle etc.): ca. 80 €
Gesamtausgaben: ca. 1.110 €
Bei 1.500 € Einkommen bleiben ca. 390 € übrig. Gut machbar – wenn man gesund ist und keine größeren Ausgaben anstehen.
🧑🤝🧑 2-Personen-Haushalt
Miete (3-Zimmer, warm): ca. 700 €
Lebensmittel: ca. 500 €
Strom, Gas, Internet: ca. 150 €
Krankenversicherung für beide: ca. 200 €
Rücklagen/Extras: ca. 150 €
Gesamtausgaben: ca. 1.700 €
➡️ Bei 2.500 € bleiben ca. 800 € frei
Ähnlich wie in Thüringen noch Platz für Lebensqualität, aber mit Meeresblick und spanischem Lebensgefühl.
Übrigens, wenn Galicien jetzt gar nicht deine Welt ist, dann schau doch mal in meinen Artikel mit 5 Ländern die auch mit kleiner Rente gehen
Krankenkasse: Gesetzlich oder privat?
In Deutschland bist du als Rentner meist in der gesetzlichen Krankenversicherung der Rentner (KVdR). Das ist solide, zuverlässig, gut organisiert – du kennst das. Der Beitrag wird dir automatisch vom Rentenbetrag abgezogen, etwa 7–8 % vom Bruttobetrag, plus Pflegeversicherung. Es gibt keine bösen Überraschungen.
In Spanien ist das anders. Wenn du nicht ins spanische System eingebunden bist (z. B. über frühere Arbeit oder Anmeldung zur Seguridad Social), musst du dich privat versichern. Die Preise variieren – je nach Alter, Gesundheitszustand und Leistungsumfang. Viele Rentner landen bei ca. 80–130 € im Monat. Achte darauf, dass auch Zahnarzt, Krankenhaus und Rücktransport abgedeckt sind. Oder du zahlst im Ernstfall selbst – was auch viele machen.
Wichtig: Wenn du auswanderst und dich abmeldest, verlierst du die deutsche GKV. Die lässt dich nur in Ausnahmefällen als "freiwillig versichert" weiterlaufen – und das wird schnell teuer.
Wenn du es genau wissen möchtest, wie das mit der Krankenkasse beim Auswandern so ist, dann schau dir doch mal meinen InfoGuide Expat Inside: Krankenversicherung für Auswanderer an, da drösele ich generell das Thema in alle Einzelheiten auf.
Bürokratie vs. Gelassenheit
Klar, in Deutschland ist alles geregelt. Du weißt, was du bekommst. Miete, Krankenkasse, vielleicht sogar ein bisschen Wohngeld. Es gibt Heizkostenzuschüsse, GEZ-Befreiungen und das berühmte 49-Euro-Ticket. Das Leben ist berechenbar – manchmal zu sehr, aber halt eben auch verlässlich.
In Galicien läuft das anders. Vieles ist einfacher – aber nichts ist wirklich einfach. Du brauchst Spanischkenntnisse oder jemanden, der dir hilft. Du musst dich um deine Krankenversicherung kümmern, dein Aufenthaltsrecht, deinen Mietvertrag. Und ja, auch mal eine Stunde im Rathaus sitzen und warten, bis der richtige Beamte auftaucht.
Aber dafür bekommst du etwas zurück, das man schwer in Euro messen kann: Freiheit. Ruhe. Abstand. Meer. Nebel. Olivenöl. Die Gelassenheit, dass die Dinge schon irgendwie gehen werden. Nicht perfekt, aber menschlich.
Was passt zu wem?
Wenn du jemand bist, der es gerne ruhig, sicher und überschaubar hat, dann ist Thüringen ein echter Geheimtipp. Du bist in Deutschland, aber fernab vom Wahnsinn. Du hast bezahlbares Wohnen, gute medizinische Versorgung und keinen Kulturschock. Vielleicht nicht jeden Tag Sonne, aber auch keine Überraschungen.
Wenn du dagegen Lust hast, auszubrechen, dich neu zu entdecken, alte Muster zu durchbrechen, dann könnte Galicien genau das Richtige sein. Du brauchst ein bisschen Mut, eine Portion Abenteuergeist und die Bereitschaft, dich auf ein anderes Tempo einzulassen. Aber du bekommst eine Region, in der du das Meer fast für dich allein hast, in der Nachbarn noch Zeit haben und in der du mit wenig Geld ein reiches Leben führen kannst, wenn du offen dafür bist.
Vielleicht musst du dich gar nicht entscheiden – das Pendelmodell
Wenn es bei meinem Vergleich jetzt keinen Gewinner für dich gibt, dann denke doch mal darüber nach: Wer sagt eigentlich, dass man sich für eins entscheiden muss? Vielleicht brauchst du gar kein „Ganz oder gar nicht“, sondern einfach nur einen Rhythmus, der zu deinem Leben passt.
Wie wäre es zum Beispiel hiermit:
6 Monate Thüringen - 6 Monate Galicien
Ein kleiner Mietvertrag dort, ein fester Wohnsitz hier. Oder umgekehrt. Viele Rentner machen das längst – oft ganz still und unkompliziert. Klar, muss jeder für sich durchrechnen, ab das ins Budget passt. Aber wenn, dann ja eine Möglichkeit.
Du bleibst in Deutschland krankenversichert, hast Anspruch auf Zuschüsse oder Rentenerhöhungen. Und gleichzeitig verbringst du die graue Jahreszeit in einer Region, die milder ist, ruhiger, weiter.
Das Pendelmodell ist nicht für jeden – aber vielleicht genau für dich.
Was, wenn’s nicht klappt? Die Exit-Tür offenlassen
Das ist der Teil, über den niemand gerne spricht. Aber ich finde, man sollte ihn im Hinterkopf behalten:
Was, wenn du nach Galicien gehst – und es passt einfach nicht?
Dann ist es wichtig, dass du dir eine Rückkehr offenhältst. Keine Schande. Kein Scheitern. Nur ehrlich.
Ein paar Dinge helfen dabei:
Melde dich in Deutschland nicht komplett ab – oder nur mit Plan.
Kündige deine Wohnung nicht, bevor du etwas anderes hast.
Mach einen Probeaufenthalt von 2 bis 3 Monaten – mit Mietwagen, Arztbesuch und Alltag.
Galicien ist wunderschön, keine Frage. Aber es ist eben auch Spanien. Mit eigenen Regeln, Rhythmen und Realitäten. Wenn du merkst, es ist nicht deins. Dann ist Thüringen immer noch da. Mit Bus, Bäcker und einem warmen Brötchen in der Hand.
Und jetzt du
Ich weiß, der Vergleich ist schräg. Thüringen und Galicien? Das sagt doch niemand im selben Satz. Aber genau das fand ich reizvoll.
Denn am Ende geht es nicht nur darum, wo man lebt, sondern wie man leben will.
Und ob du nun in Suhl morgens deine Brötchen holst oder in Lugo durch den Nebel schlenderst – beide Orte haben etwas, das man mit Geld nicht kaufen kann: Stille. Und ein bisschen Freiheit.
Was wäre deine Wahl?
„Du schwankst noch zwischen Meer und Mittelgebirge? Dann hole dir doch mal von mir die First-Class-Infos, mit meinem personalisierten Auswander-Kompass. Welches Land eignet sich wirklich für deinen Anspruch und dein Budget?”
Zum individuellen Auswander-Kompass
Transparenz-Hinweis:
Dieser Artikel wurde mit großer Sorgfalt recherchiert und spiegelt meine persönliche Einschätzung auf Basis öffentlich zugänglicher Informationen und eigener Erfahrungen wider. Es handelt sich ausdrücklich nicht um eine steuerliche, rechtliche oder finanzielle Beratung. Alle Angaben sind ohne Gewähr und können sich je nach Region, Lebenslage oder Gesetzeslage ändern.